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Nachwuchs präsentiert sich in Bestform

  • Uwe Grosser
  • 10. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 11. Apr.

HEILBRONN Was erwartet man vom Konzert eines Jugendsinfonieorchesters? Da kann schon mal ein Einsatz nicht ganz so hinhauen, manchmal liegt jemand auch einen Halbton daneben. Und dann sitzt da unter der Pyramide in der Kreissparkasse Heilbronn vor rund 100 Besuchern die junge Orchesterakademie der Region Franken (JOA), legt los mit Aram Chatschaturjans Masquerade Suite, und man denkt: Mein lieber Scholli, das klingt aber schon ziemlich reif.





Bilder © Kristof Poggel


 

Feine Harmonie Auf den Punkt sind sie da bei diesem wunderbaren Walzertakt des Armeniers Chatschaturjan, der den Teenagern eine ordentliche Aufgabe stellt. Das ist nicht bloß eine Fingerübung. Dennoch ist sofort eine feine Harmonie zu hören. Dirigent Taras Demchysyn macht einen recht entspannten Eindruck und scheint genau zu wissen, was er von seinem jungen Klangkörper erwarten kann. Nämlich viel. Das darf er auch, wie schon die Nocturne zeigt. Konzertmeister Raul Pankeyev tritt als Solist auf und schlägt sich mit seiner Geige bravourös. Natürlich muss er hier kein technisch forderndes Virtuosenstück bewältigen, doch eine Komposition, die emotional berühren soll, muss auch mit entsprechender Tiefe interpretiert werden – was ihm sauber gelingt.

Überhaupt sind an diesem Abend von fast allen Stimmführern solistische Momente gefordert. Ob Cello, Bratsche, Oboe, Trompete oder Klarinette – überall sind es Nachwuchsmusiker, die ihr Instrument erstaunlich souverän beherrschen.

Gastsolist Wie weit man auch als junger Mensch schon kommen kann in Richtung Perfektion, das zeigt der Gastsolist Henry Heizmann bei Emmanuel Séjournés Concerto for Marimba and Strings. Der 25-jährige Schlagwerker lässt die vier Schlägel in seinen Händen derart flink über das Marimbaphon wandern, dass man mit den Augen gar nicht hinterherkommt. Der jazzige Sound liegt ihm hörbar und auch das Orchester hat mit der komplexen Rhythmik keine Probleme. Dass hier höchste Konzentration gefragt ist, sieht man den Gesichtern an. Schließlich wollen sie solide Begleiter sein für einen Solisten, der alle Schwierigkeitsgrade mit Eleganz meistert. Als Zugabe bietet Heizmann eine so raffinierte wie wilde Schlagzeugorgie an der kleinen Trommel. Meisterlich.

Mit der 1. Sinfonie des Russen Vasily Kalinnikov wird der JOA am Ende alles abverlangt. Und im ersten Satz wird dann doch hörbar, dass der Nachwuchs noch nicht perfekt sein kann. Doch sie finden im Lauf der Sinfonie wieder zusammen und schwingen sich zu einer bemerkenswerten Leistung auf, denn Demchysyn kennt keine Gnade. Mit enormem Tempo und heftig anfeuerndem Dirigat peitscht er das Orchester durch den Finalsatz, dass man am Ende staunend feststellen muss: Dieses Orchester ist unter den Jugendorchestern ganz vorne dabei.


Text von Uwe Grosser / Heilbronner Stimme

 
 
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