Programm:
Ludwig van Beethoven: Die Geschöpfe des Prometheus op.43
Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 27 B-Dur, KV 595 (Solist: Stefan Arnold)
Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 1 c-moll op. 68
Donnerstag, 04.Oktober 2018, 19.30 Uhr
Generalprobe zu diesem Konzert: Freitag, 07. September 2018, 19.00 Uhr, Hildthalle Weinsberg
Vorkonzert am Mittwoch, 12. September 2018, 19.30 Uhr in der Saline in Offenau
In der Heilbronner Stimme schrieb Ulrich Enzel unter dem Titel Machtvolle Streicher, hochpräsente Bläser - JOA gibt unter der Pyramide ein umjubeltes Konzert:
Heilbronn: Als ob die Junge Orchester-Akademie im 26. Jahr ihres Bestehens noch weiter gewachsen und gereift wäre: Die Bühne „Unter der Pyramide“ in der Heilbronner Kreissparkasse kann die Massen nicht fassen, sie füllen fast ein Drittel des Raumes. Doch diese glückhafte Mischung aus wenigen Profis und vielen jungen Nachwuchsmusikern sprengt darüberhinaus die Grenzen zur Semiprofessionalität. Ihr musikalischer Leiter Michael Böttcher bezeichnet sie völlig zu Recht als „geniale Geschöpfe“, diese zu homogenen Streicherkörpern und vorzüglich besetzten Bläser-Registern zusammengeführten Künstler.
Gewaltig und feierlich: „Die Geschöpfe des Prometheus“: Mit Ludwig van Beethovens Ballett-Ouvertüre charakterisieren sich die Musiker geradezu idealtypisch: Gewaltig und feierlich, lebendig und durchsichtig, ja oft witzig dialogisieren die machtvollen Streicher mit den hochpräsenten Bläsern. Impulsiv motiviert durch Michael Böttcher, inspiriert sie der jugendhafte Springinsfeld Beethoven zu groß angelegten dynamischen Entwicklungen und elegant dichten Erzählsträngen. Johannes Brahms wollte mit seiner späten ersten Sinfonie über Beethoven hinauswachsen – und die Orchester-Akademie realisiert diesen Auftrag mit einer sinnreifen, durchgängig hochrangigen Interpretation, Früchte einer intensiven zielgerichteten Probenarbeit wie einer nicht nachlassenden Präsenz und aufmerksamer Kontaktnahme zum energiesprühenden, klar konturierenden Dirigenten. Die Pyramide üppig füllende, gewaltige Klangkaskaden wechseln mit kammermusikalisch transparenten Partien. Besonders beglückend gelingt der unbeschwert idyllische Spaziergang des dritten Satzes. Und wenn im vierten sogar heikle Pizzicati akkurat realisiert werden, alle Stimmen sich zum grandios übersteigenden Schlusschoral vereinen, dann muss die Begeisterung zum Publikum im ausverkauften Saal überspringen. Jubelnder Beifall und Standing Ovations danken jedem dieser Musiker.
Doch sein Meisterstück hatte das Orchester mit Mozarts Klavierkonzert abgeliefert. Schon die Einleitung: ein jugendfrischer B-Dur-Jubel. Solist Stefan Arnold antwortet makellos in abgeklärt ruhiger Weisheit, detailgenau und geschmeidig. Intelligent gestaltet das Orchester ein ständiges Wechseln zwischen geschmackvoll zurückhaltendem Begleiten und ausdrucksstarken Antworten auf des Pianisten Fragen. Der steigert seine Kadenzen aus abgeklärtem Reflektieren zu virtuos überschäumenden Klangkaskaden.
Fulminant: Sie genießen die schlichte Ruhe des zweiten Satzes – edelstes Nurschönsein. Umso heftiger explodiert der dritte zu einem bunten Springtanz, steigert sich aus ruhelos bewegtem Hin und Her zu fulminantem Triumph. Arnold darf den Reichtum seiner pianistischen Fertigkeiten demonstrieren.
Foto: Ralf Seidel
Raumgreifend in doppeltem Sinn:
Michael Böttchers Musiker überzeugen in allen Registern mit begeisterndem Spiel.
Über das Vorkonzert in Offenau war im Amtsblatt unter der Überschrift "Leidenschaft und Können" zu lesen:
„Geniale Geschöpfe“ präsentierte Michael Böttcher mit seiner jungen Orchesterakademie beim Konzert in der Offenauer Saline. Schon bei der Begrüßung brachte er das Motto des Abends „Geniale Geschöpfe“ in eine Formel:
„Geniale Kompositionen von genialen Komponisten und gespielt von genialen Musikern, das muss ein genialer Abend werden.“
Er hatte nicht zu viel versprochen. Das Programm mit Beethoven, Mozart und Brahms versprach Kompositionen aus der ersten Kategorie und der von Böttcher gelobte Klang des Konzertsaals entfachte bei Hans-Peter Rupp Gänsehautgefühle bei der Fülle der Töne. Die Musiker hatten nicht alle auf der Bühne Platz, kein Wunder bei alleine 25 Violinen und so durften nur die Blechbläser, die Fagotte, Klarinetten und die Pauke ganz nach oben, Querflöten, Oboen und Trompeten saßen auf einem Podest davor und die Streicher saßen unten im Saal. Dort stand auch der Flügel, der mit einem großartigen Solisten besetzt war. Stefan Arnold ist ein hervorragender Pianist, er hat eine Professur in Berlin und in Wien, wo er gerade herkam. Vor seiner anstehenden Konzertreise nach Korea und Japan, kehrt er auch noch ein paar Tage nach Österreich zurück. Er spielte schon mit vielen philharmonischen Orchestern aber die Verbundenheit zu Michael Böttcher, die noch aus der Studienzeit herrührt, lässt ihn die Zusammenarbeit mit der Orchesterakademie pflegen. „Nichts ist schlimmer als Talente zu unterfordern“, kommentierte er sein Engagement. „Die jungen Musiker sind begeisterungsfähig und haben ein tolles Konzert gespielt.“ Sicher gibt die Zusammenarbeit mit einem hervorragenden Solisten zusätzliche Motivation.
Das bestätigten Kim Michelle Respondek und Nicole Drachenov, zwei dreizehnjährige Geigerinnen, die zum ersten Mal in diesem Orchester spielten. Beide üben seit fünf Jahren in der Musikschule Heilbronn und wurden von ihrem Musiklehrer vorgeschlagen. Sie haben in der letzten Ferienwoche jeden Tag sieben Stunden lang an dem Programm gearbeitet und fanden die Intensität toll. Zusammen mit anderen jungen Musikern, etlichen Musiklehrern und großen Pianisten bekommt man einen Hauch von großer Bühne.
Schon das erste Stück des Abends, die Ouvertüre zum Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“, bestach durch riesige Dynamiksprünge, die Michael Böttcher als Dirigent körperlich umsetzte.
Arnold bestach darin als Pianist mit einer Mischung aus Souveränität und Hingabe, er erhielt vom kundigen Publikum Sonderapplaus. Doch auch das Orchester präsentierte das sich anschließende Konzert Mozarts für Klavier und Orchester Nr. 7 B-Dur mit einer perfekten Harmonie.
Mit der Sinfonie Nr. 1 c-Moll von Johannes Brahms hatte Böttcher ein weiteres Sahnestück einstudiert, dem man den 14-jährigen Schaffensprozess hörte. Geführt von einigen Profis glänzten die Musikschüler durch ein vorbildliches Einfühlungsvermögen.
Die Zuhörer wussten das zu würdigen und gaben langen Applaus, eine Zugabe wollte der Leiter allerdings nicht mehr geben. Mit Kusshand bedankte sich Stefan Arnold bei den jungen Musikern, die sicher gerne in dieser anregenden Umgebung weitermachen wollen. (pek)
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